Bye bye Oberfranken
Vor ziemlich genau zehn Jahren bin ich von einer Woche auf die andere aus meiner Heimat Würzburg nach Oberfranken, genau gesagt nach Kulmbach, gestolpert (worden).
Das Studium noch nicht ganz abgeschlossen, bekam ich eine Stelle angeboten im Marketing. Ja, angeboten, ich musste mich nicht einmal bewerben. Irgendwie doch perfekt - nur hat es sich überhaupt nicht so angefühlt. Und gleichzeitig war da der Druck dankbar und zufrieden sein zu müssen.
Diese Kombination und auch das rausgerissen sein aus meinen Träumen (ich wollte in die Großstadt, genau genommen nach Hamburg), aus meinem Freundeskreis und aus meiner Familie, sorgte dafür, dass ich in eine (wie ich heute weiß) depressive Phase gerutscht bin. Eine sehr dunkle Phase, die ich mir natürlich nicht anmerken lassen wollte. Aber innerhalb weniger Monate habe ich mich selbst im Spiegel nicht mehr erkannt. Geschweige denn nur einen Funken noch an mir leiden können. Ich hatte das Gefühl gar nicht mehr zu leben und völlig fehl am Platz zu sein. Ich habe mir selbst zugeguckt, wie ich ein Leben pflichtbewusst absolviere, das sich einfach durchweg falsch und schrecklich anfühlt, ohne zu wissen, wie ich dem entkommen soll.
Das war der Anfang.
Der Anfang von zehn Jahren, in denen unfassbar viel passiert ist. In denen ich so oft gestolpert und hingefallen bin und doch jedes Mal wieder aufgestanden bin. Zehn Jahre, in denen ich so sehr gewachsen bin. Zehn Jahre, gefüllt mit vielen Geschichten, Menschen, Erfahrungen und Erinnerungen. Zehn lange Jahre und doch weiß ich noch ganz genau, wie ich mich damals gefühlt habe. Ein Gefühl, das trotz allem irgendwie immer da war.
Unzählige Male habe ich versucht, hier wegzukommen.
Dann habe ich versucht, hier anzukommen.
Zeitweise habe ich auch geglaubt, dass ich es bin.
Aber nach zehn Jahren Oberfranken ist die Zeit gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen.